Stubenrein

[Kerstin Lieder]

Auch Hallo an alle Mitleser und Mitleserinnen,

mir fallen da auch so einige "Ohnes" ein: Brille, Betablocker, Zahnspange, Schule....

Vor einiger Zeit gab es einen Film, ich glaube "Babies" war der Titel. Die Filmmacher verfolgten das erste Lebensjahr von 4 Kindern, verteilt auf der ganzen Welt. Ein Mädchen aus Japan, ein Junge aus der Mongolei, ein Mädchen aus den USA oder Kanada und ein Mädchen aus Afrika. Erstaunlich, wie vielfältig und verschieden doch die Kulturen und die erste Prägung dieser Kinder war. Sehr spannend der Umgang der Eltern mit ihren Kleinkindern. Am Ende des Filmes wird gezeigt, dass das Filmteam alle Familien noch einmal besucht, etwa 2 Jahre später. Alle Familien waren  zufrieden mit sich und ihrem Kind und den im Film gezeigten Aufnahmen. Also alle wunderten sich wohl über die anderen, aber niemand über die eigene Kultur.

Als meine Kinder klein waren, habe ich mich immer gewundert, dass sie nicht so geatmet haben, wie wir es in der Stimmbildung gelernt haben. Und ich habe mich immer gewundert, dass die Tierkinder auch satt werden, obwohl es keine festen Fütterungszeiten gibt. (Bei uns war das noch so, alle 4 Stunden, und das Kind soll sich gewöhnen. Und wenn ich meine Tochter mit ins Bett genommen habe, war meine Mutter erschrocken und hat geschimpft.) Die Intuition und den selbstverständlichen Umgang mit sich und dem Kind wiederzufinden wird wohl noch eine Weile eine Aufgabe bleiben.

Liebe Grüße Kerstin

[Susanne N.]

Hallo zusammen,

ich habe mich das mit den Windeln auch schon öfter gefragt. Vor 20 Jahren habe ich ein halbes Jahr im afrikanischen Rwanda gelebt. Die Frauen dort haben, auf dem Land, natürlich keine Windeln für ihre Babys. Die Babys werden auf dem Rücken in einem Ziegenbalg und Tragetuch getragen. Wenn das Kleine muss, wird es abgenommen und darf pieseln. Es muss ja ohne Windeln gehen, sonst wären wir Menschen doch mit Windeln am Hintern geboren worden, oder? Vermutlich ist die Windel im Zuge dessen aufgekommen, dass man auf mögliche  Arbeitsweisen sann, bei denen man als Mutter nicht dauernd den Säugling mit sich tragen musste. Denn genau das ist sicherlich die natürliche Hauptvoraussetzung, dass das Bedürfnis des Kindes immer sofort registrierbar ist. Sobald die Mutter das Kind ablegt, kann sie das ja nicht mehr spüren. Insofern ist es fraglich, wie es bei unserer Lebensweise gelingen soll, das Baby windelfrei groß zu kriegen. Ein dauerndes Herumtragen des Babys wird wohl den wenigsten Müttern im normalen Alltag mit Job usw. möglich sein. In Rwanda haben die Frauen das Kleine wirklich immer auf dem Rücken, auch bei der Feldarbeit.

Wenn unser Körper die komplette Vernetzung von Anbeginn "draufhat", dann hat er sie mit allen Muckis drauf - denke zumindest ich. Warum sollte gerade der LA, dieses zentrale Teil in uns, da nicht dazugehören? OK, könnte sein entwicklungsgeschichtlich junges Alter sein, aber ich gehe doch eher davon aus, dass der LA in der Menschenform sich mit der Entwicklung des aufrechten Gangs mitentwickelt hat und sozusagen nicht hinterherhinkt und sich jetzt erst noch "gewöhnen" muss.

Meine Kinder sind zwar längst den Windeln entwachsen, aber rein aus Interesse würde ich mir dieses Buch doch gerne mal ansehen, klingt schon alleine deshalb interessant, weil jedes "es geht auch ohne" auf allen Ebenen unseres Daseins etwas Befreiendes hat. Das Tolle an Cantienica ist ja auch, dass es "ohne alles" geht. :-)

Viele Grüße

Susanne

[Maria Tesarschik]

Liebe Benita, Lina und Meta,

ich finde das Thema auch interessant. Ich habe eine zwei Kinder auch gewickelt, mit Stoffwindeln - doch unser erster Sohn machte oft pipi, als ich ihn gerade auswickelte und er frei strampeln konnte - habe leider noch nie von Windelfreiheit gehört.

Ich denke schon auch, dass die Bebo-Muskulatur da schon funktioniert, das unbewußte Körperbewußtsein tut hier seinen Teil (anders ausgedrückt das Unterbewußtsein) - das Kind bzw Baby selbst könnte nicht stubenrein sein, hätte es nicht eine bewußt handelnde Person zur Seite - nun liegt es natürlich an der bewußt handelnden Person, die Mitteilungen des Kindes zu verstehen und das richtige zu tun. Zeit und Aufmerksamkeit sind dazu nötig.

Das müsste man herausfinden, wieviel von der Bebo-Muskeltätigkeit durch die Windeln verloren geht - oder geht nur die Aufmerksamkeit auf die Signale verloren, das muss dann später mit der Sauberkeitserziehung sicher wieder trainiert werden, auf die Signale zu achten und das Geschäft auf den Topf zu machen -
Ich glaube nämlich, dass das Kind zum Aufrichten schon seinen ganzen Beckenboden braucht und benutzt, damit es stehen und gehen lernen kann - in diesem Lernprozess ist das Kind auch ganz bei sich - und hier ist sicher die Tiefenmuskulatur aktiv - und sie geht erst später verloren, wenn das Kind sich mehr und mehr nach aussen orientiert und sich nach und nach als Subjekt vergisst.

Freue mich auf Diskussionsbeiträge
Maria

[Meta Schroll]

Liebe Benita, hallo Lina,

na, daß ist aber mal eine interessante Sichtweise. Bin leider auch mit Windeln aufgewachsen und hab auch meine 2 Kinder da rein gesteckt. War selbstverständlich. Ich wurde sehr früh zum Saubersein gedrillt, als Vorzeigemodell gegenüber den FreundinnenKindern. Vielleicht auch daher mein schwacher Bebo - sprich die  Senkungsprobleme, die mich vor 11 Jahren zu Cantienica® brachten und schon längst Geschichte sind.

Schade, daß ich zu alt bin für noch ein eigenes Kind. Der Ansatz begeistert mich sehr. Werd es mir für ev. Enkel merken.

Wann in etwa geht uns dann die Tiefenmuskulatur verloren, wenn sie schon von Anfang an da ist? Sobald wir Schuhe tragen, oder uns die Vorbilder genau anschauen, oder schon mit den Windeln?

Liebe Grüße

Meta

[Lina]

Meine Laientheorie zu diesem Thema ist:

Man benützt die Beckenbodenmuskeln von anfang an, nur werden sie einem durch die Windeln abtrainiert. Bei der Sauberkeitserziehung wird einem dann nur mehr der äußere Beckenboden antrainiert.

Das Buch ES GEHT AUCH OHNE WINDELN hat die ersten 100 Seiten einen historischen rückblick, ist vielleicht in dem fall etwas interessanter.

lg Lina

[Benita Cantieni]

Liebe Lina

Ich weiss, dass sich in den letzten Jahren sehr viel getan hat und werde es in der nächsten Überarbeitung berücksichtigen.

Haben Sie herzlichen Dank für die Nennung des Buches und für Ihre Erfahrungen. Das klingt für mich sehr logisch und stimmig, und ich freue mich für die Mütter und für die Kinder. 

Mir kam vor kurzem auch ein Forschungsbericht unter, der besagt, dass Kleinkinder sich vor allem aus der Tiefenmuskulatur bewegen, das spricht auch für die These, dass der Beckenboden schon da ist. Die Umpolung auf die äussere Muskulatur kommt erst später. Leuchtet mir ein.

Ich bin in einer Generation aufgewachsen, in der die vollen Windeln dazu gehörten ...

Herzlichen Dank für Ihren prachtvollen Denkanstoss!


Einen schönen Tag wünscht Benita Cantieni

[Lina]

guten tag,

ich habe ihr buch tigerfeeling zum lesen begonnen und finde es zur zeit bis seite 17 recht interessant.

Auf der Seite 18:

Der Beweis für meine Theorie ist empirisch leicht zu erbringen: Wäre die Muskelarbeit des Beckenbodens im Stammhirn in der Abteilung Reflexe verankert, würden alle Kinder stubenrein geboren.

Diese Theorie ist klar wiederlegt. Kennen Sie die Bücher: Es geht auch ohne Windeln oder Windelfrei-So gehts  (Lini Lindmayer).

Ich habe meine Kinder windelfrei erzogen und es gibt mittlerweile viele die das machen und ich (habs mit eigenen Augen gesehen) weiß das die Windeltheorie nur eine Geschäftstheorie ist.

Die Kinder sind von anfang an stubenrein, sie müssen recht häufig aufs klo, meist punktgenau alle 15 min. bis 3 Monate und dann wird es immer mehr. Sie geben auch eindeutige ihnen mögliche zeichen damit man weiß das sie müssen oder die mütterliche intuition weiß es einfach. und wenn mal grad die zeit zum klogehen nicht paßt, dann können sie auch sehr lange warten oder schlafen halt einfach ein ohne in die Hose zu machen!

Daher bin ich mir sicher daß diese Theorie nicht stimmt.

Ich möchte sie nicht kritisieren, ich finde das buch sehr gut aber ich wollte ihnen die mögliche Windelfreiheit nicht vorenthalten.

Mit freundlichen Grüßen

Lina