vom Pseudo-Kreuzgang zum Kreuzgang

Fragen zur CANTIENICA®-Methode und zum Buch “Tigerfeeling – Das Rückenprogramm fur sie und ihn". Hilft bei Rückenbeschwerden, Skoliosen, Beckenschiefstand, Scheuermanns Krankheit, ISG-Syndrom, Steissbein-Syndrom etc.
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kafebe
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Re: vom Pseudo-Kreuzgang zum Kreuzgang

Beitrag von kafebe »

Liebe Benita, 

interessant, was Sie in dem anderen Thread zum Multifidus schreiben - das war für mich vor ein paar Wochen (Monaten?) DIE Entdeckung überhaupt. Also ich habe mir nicht die Mühe gemacht den Namen zu googlen und Entdeckung ist jetzt auch übertrieben,  ich hatte plötzlich an einem Nachmittag so ein richtig starkes Brennen entlang der ganzen Wirbelsäule, unmöglich das zu ignorieren... Und seitdem ist vieles anders, leichter und schwieriger gleichzeitig... Interessant ist sich das mit dem Seitenwechsel am Übergang zur HWS - genau da hatte ich in letzter Zeit auch immer wieder brennende Muskelschmerzen, sobald ich mich auf den (richtigen) Kreuzgang konzentriert habe...

Ich habe/hatte/habe ja eine wirklich ziemlich ausgeprägte Rotation und ich glaube dadurch war insbesondere dieser Muskel/bzw. Muskelgruppe mehr oder weniger deaktiviert und ich habe das in einer Art und Weise kompensiert, die mir heute absurd erscheint. Auf der anderen Seite war es natürlich eine sehr kreative Lösung von meinem Körper, immerhin habe ich fast 40 Jahre mit einer extremen Beckenverdrehung vergleichsweise beschwerdefrei gelebt, wo ich mir vom heutigen Standpunkt aus gar nicht mehr vorstellen kann, dass man so überhaupt laufen kann..

Für mich war das das Aha-Erlebnis überhaupt, vielmehr als LA und ZF, weil ich dadurch alleine die doppelt (!) verdrehte LWS immer nur in Ansätzen aufgespannt bekommen habe (Stichwort: alle Aufspannungspunkte nach links verdreht). 

Wollte ich nur kurz loswerden, 

LG!

Kathrin
kafebe
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Re: vom Pseudo-Kreuzgang zum Kreuzgang

Beitrag von kafebe »

Benita Cantieni hat geschrieben:Und obwohl es so leicht ist, ist es schwer zu halten, noch falle ich raus aus dem neuen Muster, als ob die alte Gesichtsskoliose einfach noch nicht bereit wäre, ganz aufzugeben. Ist auch mit Schmerzen verbunden (Nacken, Kopf). 

 Liebe Benita, 

ja, genau so erlebe ich das auch. 

Aber während ich mich mit meinem Körper abmühe, kommt die Leichtigkeit fast unbemerkt an ganz anderer Stelle. Ich fliege Ende der Woche beruflich nach Madrid, im November nach London und sowohl Spanien als auch London waren für mich ganz lange Zeit symbolisch für solche Befreiungsschläge, für die die Zeit eigentlich noch nicht wirklich reif war, für das Ausbrechen aus alten Mustern, ohne zu wissen, ob das neue jemals funktionieren wird. Mit nicht nur angenehmen Konsequenzen, aber der richtige Weg. Und jetzt viele Jahre später fliegt mir das auf der Ebene einfach so zu. Eine kurze Mail an meine Chefin - ja, wir finden eine Möglichkeit die (sauteure) Fortbildung in London zu finanzieren, und auf keinen Fall dafür Madrid absagen, und in Madrid auch auf keinen Fall die ganze Zeit auf der Konferenz abhängen, sondern Vortrag halten und die Stadt genießen! Und wenn ich zurückdenke, mit welchem Gewaltakt sowas früher verbunden war...

Und wenn ich so überlege, das körperliche geht eigentlich seinen Gang, und wahrscheinlich könnte ich diese Seite sogar relativ entspannt sehen (wenn man die Ungeduld mal außen vor lässt), ich habe es vor kurzem mal probiert, ich kann mich gar nicht mehr so bewegen, dass nicht irgendwo im Körper eine Veränderungsaktivität spürbar ist, aber was gerade so aufreibend für mich ist, ist diese auch irgendwo tief körperlich verankerte (Fehl-)Verknüpfung von körperlicher und psychischer Spannung. Und da ist in letzter Zeit so viel in Bewegung gekommen. Eigentlich seitdem ich "außen" so weit loslassen kann, dass ich spüre, wie sich meine WS von innen heraus verdreht (und entdrehen lässt - und wieder verdreht ...)
Benita Cantieni
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Re: vom Pseudo-Kreuzgang zum Kreuzgang

Beitrag von Benita Cantieni »

Right on topic, liebe Kerstin. Thanks for the good laugh. Wir setzen meinen Kopf auf deine Beine und lassen die drei mal machen.

Herzlich, Benita
Kerstin Lieder
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Re: vom Pseudo-Kreuzgang zum Kreuzgang

Beitrag von Kerstin Lieder »

Benita Cantieni hat geschrieben: Ich weiss jetzt, wie unangestrengtes Sprechen geht, dass ich die Wörter nicht mühsam dem Kehlkopf abringen muss, sondern dass es ganz leicht geht. (Alina du Pasquier: Schalkdank!)
 

 Ha, Glückwunsch! Das Universum singen lassen, das ist der Trick!

(Wenn das jetzt noch meine Beine kapieren würden....)

Liebe Katrin, sorry für out of topic.
kafebe
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Re: vom Pseudo-Kreuzgang zum Kreuzgang

Beitrag von kafebe »

Liebe Benita,

danke, doch das hilft schon sehr.

Was die körperliche Veränderung betrifft ist es wohl auch eher Ungeduld als Angst. Mir ist in den letzten Monaten allerdings zunehmend bewusst geworden, dass die bewusste Wahrnehmung dieser körperlichen Spannung/Instabilität/Dysbalance (also das, was irgendwo schon immer da war, nur verdrängt, kompensiert, nicht bewusst) bei mir ganz eng verknüpft ist mit einer diffusen Angst und Unsicherheit. Wahrscheinlich eine Fehlinterpretation der körperlichen Dysbalance als psychisch, die mein Leben lang die Art und Weise wie ich mich selbst wahrgenommen habe und wie ich mit anderen Beziehung getreten bin (und dementsprechend von anderen wahrgenommen worden bin) beeinflusst hat. Wodurch sich auf der emotionalen und Beziehungsebene über lange eine Eigendynamik entwickelt hat, die wiederholt zu wirklich schlimmen traumatischen Erlebnissen geführt hat. Ich hatte das Glück, einen tolle Psychoanalytikerin zu finden (auch zum grössten Teil selbstfinanziert), durch die ich diese Dynamik auf der psychischen Ebene weitgehend auflösen konnte. Die zunehmend bewusste Wahrnehmung des Körpers konfrontiert mich aber jetzt auch wieder (in anderer Form) mit diesen Ängsten.

Die ich gerade auch so gar nicht brauchen kann - aber irgendwie passt selbst das irgendwie zusammen. Mir wurden Forschungsgelder für ein neues eigenes Projekt bewilligt, das mich beruflich (nach 5 Jahren eher Mutter sein) wieder zu dem zurückbringt, was ich eigentlich machen wollte. Gemeinsam mit zwei langjährigen Kolleginnen und Freundinnen. Was bedeutet mehr Freiheit und Selbstbestimmung,  möglicherweise langfristig eine neue Orientierung - aber gleichzeitig natürlich auch mehr Arbeit und Verantwortung.

Jetzt mal positiv ausgedrückt: Langweilig wird's auf jeden Fall nicht...

Liebe Grüße

Kathrin
Benita Cantieni
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Re: vom Pseudo-Kreuzgang zum Kreuzgang

Beitrag von Benita Cantieni »

Liebe Kathrin

Interessant. Und ja, es ist sehr anspruchsvoll, sich etwas anzueignen, was der Körper nicht erinnert. Zum Beispiel den Kreuzgang.

Mir fällt eine Parallele ein: mein Sprechen. Ich erlitt durch einen Schlag mit etwa drei Jahren einen Hörschaden. Der blieb unentdeckt. Ich höre auf einem Ohr keine Konsonanten. Also tat ich mich ent-sprechend schwer, entwickelte einen fürchterlichen Sprachfehler. Den trainierte ich mir nach 16 ab, Schwerstarbeit mit Privatlehrerin (auch die Finanzierung war Schwerstarbeit), wurde bis vor kurzem immer schnell heiser, empfand lange sprechen immer als anstrengend, singen unmöglich.

Zeitreise. Ich weiss jetzt, wie unangestrengtes Sprechen geht, dass ich die Wörter nicht mühsam dem Kehlkopf abringen muss, sondern dass es ganz leicht geht. (Alina du Pasquier: Schalkdank!) Und obwohl es so leicht ist, ist es schwer zu halten, noch falle ich raus aus dem neuen Muster, als ob die alte Gesichtsskoliose einfach noch nicht bereit wäre, ganz aufzugeben. Ist auch mit Schmerzen verbunden (Nacken, Kopf).

Mir macht es glücklicherweise keine Angst. Ich habe "nur" meine Ungeduld, die mit mir selber ja am grössten ist. Immer wieder liebevoll ermutigen, wir sind auf dem Weg, und wie Sie sagen, an Umkehr ist nicht zu denken. 

Wahrscheinlich nicht, was Sie hören wollen, und vielleicht ein bisschen Bestätigung, auf dem guten Körperweg zu sein.

BC
kafebe
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vom Pseudo-Kreuzgang zum Kreuzgang

Beitrag von kafebe »

<span style="background-color: rgba(255, 255, 255, 0);">Liebe Benita, </span>

<span style="background-color: rgba(255, 255, 255, 0);">ich bin gerade an einem Punkt angekommen, der mir manchmal etwas Angst macht und würde mich freuen, Ihre Meinung zu hören. </span>

<span style="background-color: rgba(255, 255, 255, 0);">Was sich für mich immer mehr als Schwierigkeit herauskristallisiert ist die Tatsache, dass alle zentralen C-Aufspannungspunkte bei mir nach links verdreht/verschoben sind, also Becken, BWS auf Zwerchfellhöhe, Schultern, Kopf (LWS, mittlere BWS, HWS dagegen nach rechts). </span>

<span style="background-color: rgba(255, 255, 255, 0);">Kein Problem mit den Cantienica-Übungen, jede Übung führt sofort zu einer Ganzkörperveränderungsaktivität (zittern, vibrieren, das Gefühl, es löst sich was, neue Entdeckungen und Erkenntnisse). Im Alltag ist es ganz ähnlich, allerdings mit einer großen Einschränkung: je mehr ich ein Gefühl dafür entwickle, die äußere Muskulatur loszulassen und die Wirbelsäule von innen heraus aufzuspannen und so zu entdrehen, umso mehr habe ich das Problem, dass ich mich oft ab dem späteren Nachmittag (gefühlt) nur noch mit Mühe aufrecht halten kann. Also es entstehen grosse Spannungen im Körper und es wird anstrengend. </span>

<span style="background-color: rgba(255, 255, 255, 0);">Meine Erklärung dafür ist, dass eine wirklich gut koordinierte (entdrehte!) Kreuzgangdynamik bei der Linkslastigkeit einfach sehr schwierig bis unmöglich ist und so im Laufe des Tages Spannungen/Dysbalancen entstehen, die sich so richtig nur durch intensives Training bzw. noch besser die Nacht wieder regulieren. </span>

<span style="background-color: rgba(255, 255, 255, 0);">Das an sich würde mir noch keine Angst machen, weil die Veränderung in die richtige Richtung so klar und deutlich und intensiv wie nie zuvor spürbar ist. Aber ich hatte Ihnen ja von den Körpererinnerungen geschrieben, von denen ich denke, es ist eine Erinnerung an die Situation, wo es passiert ist, die grundlegende Blockade. Ich hatte diese Erinnerung jetzt mehrfach, mit jedem Mal klarer. Im positiven heißt das, mein Körper erinnert sich an das "davor". Was genau passiert ist, weiß ich nicht, Geburt denke ich eher nicht, aber ich vermute in den ersten Lebenstagen, vielleicht ein Unfall, vielleicht auch aktive Gewalteinwirkung - das spielt auch keine so zentrale Rolle, aber Fakt ist, die Verdrehung bestand schon als ich laufen gelernt habe in extremer Form, das beweisen Fotos. Und das Erschreckende für mich ist, wenn ich jetzt in eher entspannter als aufgespannter Haltung vor dem Spiegel stehe, mein Körper sieht aus, wie auf den Fotos mit 1,5 Jahren. </span>

<span style="background-color: rgba(255, 255, 255, 0);">Jetzt habe ich immer öfter die Angst, dass da vielleicht doch eine Grenze erreicht ist, wo es einfach nicht geht. Und eine weitere Mobilisierung eher die Instabilität erhöht (und dieses Gefühl von "Instabilität" hatte ich immer, schon als Kind ganz schlimm, nur damals habe ich halt noch gedacht Po anspannen und Bauch einziehen wäre eine gute Lösung...). Auf der anderen Seite ist da natürlich auch die ganz große Hoffnung, diese Pseudo-Kreuzgang Dynamik - alles nach links verdreht, vielleicht so doch auflösen zu können. Ich mache es jetzt am Kreuzgang fest, denn das erscheint mir das entscheidende, was von klein auf "falsch" war, ohne (oberflächlich betrachtet) auffällig zu sein.</span>

<span style="background-color: rgba(255, 255, 255, 0);">Was will ich jetzt hören? Ich weiß es nicht. Mir erscheint der anstehende Spring nur so riesig, weil es wirklich die gesamte Bewegungskoordination so tiefgreifend betrifft. Irgendwo ist es ja da, sonst wüsste ich es ja nicht (Stichwort kein Röntgenbild). </span>

<span style="background-color: rgba(255, 255, 255, 0);">Ich höre jetzt hier einfach auf. Mit viel Ungewissheit aber eigentlich  auch der Gewissheit: weitermachen ist optionslos. </span>

<span style="background-color: rgba(255, 255, 255, 0);">Kathrin</span>
<div></div>
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