Beweglichkeit nach Leistenhernien-OP

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NiLo
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Registriert: 10. Oktober 2019, 14:52

Re: Beweglichkeit nach Leistenhernien-OP

Beitrag von NiLo »

Liebe Verena

Mit Erfahrungen nach Hernien-OP kann ich nicht dienen, doch schlage ich mich seit Jahren mit einem Leistenbruch herum. Ich habe immer wieder mit dem Gedanken gespielt, ihn zu operieren, wollte mir das aber nicht zugestehen. Inzwischen sind wir gute Freunde. Dank der CANTIENICA®-Methode habe ich herausgefunden, wie ich ihn machen und wieder "unmachen" kann. Und noch schöner: Er wird zusehends kleiner und zeigt sich nur noch bei "groben Haltungsmissverständnissen".

Dass Sie vielleicht auf Experimente keine Lust haben und vorallem keine Risiko eingehen möchten bei der geplanten Schwangerschaft, ist völlig nachvollziehbar. Sie entscheiden, was für Sie stimmt.

Nach einem Unfall war mein linkes Bein anatomisch zu kurz, über die Jahre haben sich die Strukturen angepasst und ebenfalls verkürzt. Der arme Psoas und der Piriformis (und vermutlich noch andere Beteiligte) sind dabei auf fatale und schmerzhafte Umwege geraten.
Bei der Hüftoperation wurde die Beinlänge dann wieder hergestellt, die Strukturen müssen sich nun wieder in die Länge dehnen und umorganisieren. Mir scheint, mit dem regelmässigen CANTIENICA®-Training bin ich da auf einem guten Weg.
Dran bleiben ist die Devise.

Was mein Bein kann, kann Ihre Leiste bestimmt auch.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Ausdauer.

Liebe Grüsse
NiLo
Benita Cantieni
Beiträge: 3148
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Re: Beweglichkeit nach Leistenhernien-OP

Beitrag von Benita Cantieni »

Liebe Verena

Ja. Viele Fragen. Ich beantworte, was ich beantworten kann. Ohne diplomatische Umschreibungen, gell, dafür fehlt mir gerade die Zeit, und die Deutsche Bahn bringt mich mit ihrem Streik auch noch auf Trab ...

1
Stillen Sie noch? Das Oxytocin hält alle Gewebe weich. Ich empfehle, mit der OP zu warten, bis Sie abgestillt haben.

2
Sie schreiben, dass Sie seit März 23 mit C®KiE trainieren. Nach einem Jahr kann Ihre Haltung doch nicht mehr "die alte" sein? Der Psoas verkürzt sich nicht aus sich selbst heraus, seine Faserstrukturen sind nur auf Länge angelegt. Sie "müssen" ihn verkürzen, durch die Haltung, durch Beckenkippen und Oberkörperschlumpfen.

3
Durch die perfekte Haltung 24/7 und die Vernetzung von allem mit allem reparieren sich auch die Faszien und das Bindegewebe – soweit es die persönliche Veranlagung zulässt. Wir haben grosse Erfahrung mit Rektusdiastasen. Das sind ja auch Hernien. Sie lassen sich in den allermeisten Fällen reparieren, durch die Dehnung und Vernetzung aller Strukturen. Da habe ich schon Erfolge gesehen, die selbst mich verblüfften.

Mit Leistenbrüchen ist die konstante Haltungskontrolle bis zur "Re-Integration" der heraustretenden Organe sehr anspruchsvoll, selbst ich muss mich auf vielen Sitzmöbeln sehr konzentrieren, um im Unterbauch keinerlei Druck zu machen. Da können sorgfältig gemachte OP's ein Segen sein.

4
Wieso haben Sie Bedenken, dass Sie den Psoas nach der OP nicht mehr dehnen können, dass die Oberschenkelmuskulatur nicht mehr ausdrehbar ist? Das verstehe ich nicht. Besprechen Sie das Thema mit Ihrer Trainierin, Ihrem Trainer. Wenn Sie die Haltungsanweisungen präzise und sorgfältig umsetzen, können Sie auch mit intensivem Training nichts falsch machen, im Gegenteil. Gut gedehnt und vernetzt und unterfüttert verläuft die OP "leichter", und Sie erholen sich schneller.

5
Während der Operation sind Sie unter Vollnarkose. Richten Sie vor der Anästhesie Ihren Körper aus: Füße, Beinachse einrichten, Becken ausrichten, Beckenboden einladen, mit Ihnen und für Sie zu arbeiten. Leisten öffnen, die Psoas-Sehnen am Oberschenkel weit dehnen, die Psoase als Zwischenwand aufspannen. Die queren Bauchmuskeln so entspannen, die schrägen dafür sorgfältig aufspannen, Zwerchfell und Brustkorb dehnen. Gehen Sie so bewusst aufgespannt mit Macht in die Ohnmacht.

Sie sind eine reflektierte Patientin. Sie können mit Ihrer Chrirugin, Ihrem Chirurgen die Haltung, die Sie vor der Narkose einnehmen, besprechen und darum bitten, diese Länge und Weite in Ihrer Leiste noch mal herzustellen, bevor das Skalpell schneidet ... Es gibt viele aufgeschlossene Ärzt/innen, die auf diese Hinweise begeistert reagieren, "warum bin ich nicht selbst darauf gekommen", mailte mir neulich ein Arzt, "die Operationsfläche ist für mich angenehm, ich habe die bessere Übersicht, und die Vorteile für den Patienten sind offensichtlich." (Es ging um eine Hüftprothese, und ich wünschte mir, ich erhielte Tantiemen für meine Anleitungen ....)

6
Schnitt ohne Netz – klingt gut. Sie wissen, was ich von künstlichen Bindegewebe-Netzen halte ...

7
Nach dem Aufwachen aus der Narkose sofort die Knochen ausrichten und über die Knochen die Faszien und die Tiefenmuskulatur stimulieren. Kreuzbein einholen, Längsbänder aktivieren, pulsieren pulsieren pulsieren.

8
Sehen Sie sich mal um, wie viele Spitzensportler/innen nach Operationen nicht mehr Fuß oder Knie oder Rücken fassen und aufgeben müssen. Es sind viele. Ich stimme Ihnen zu, die Sportchirurgie ist sehr innovativ. Meiner Meinung inspiriert sie die "Alltagschirurgie" enorm. Und auch schnell. An eine "Zweiklassen-Chirurgie" mag ich nicht denken ...

So. Herzlich alles Gute, BC
Refunfunjo
Beiträge: 5
Registriert: 28. August 2023, 15:29

Beweglichkeit nach Leistenhernien-OP

Beitrag von Refunfunjo »

Liebe Frau Cantieni,

mein Körper präsentiert mir nun das nächste Themenfeld:

Im September 2022 ist im Verlauf meiner erster Schwangerschaft ein Leistenbruch rechts mit tastbarem Bruchsack diagnostiziert worden.
Nach der Geburt und im Verlauf der Stillzeit wurde dann noch ein Leistenbruch links (bisher ohne Bruchsack) und ein Nabelbruch diagnostiziert. Bisher war ich schmerzfrei. Nun meldet sich die rechte Leiste immer öfter und ich habe den Eindruck, dass der Bruchsack größer wird, obwohl ich mithilfe Ihrer Methode (ich trainiere seit März 2023) versuche, möglichst wenig Druck auszuüben.

Ich beschäftige mich nun mit den OP-Optionen, weil ich eine zweite Schwangerschaft plane und ungerne im Wochenbett (bei eventuell noch größer gewordenen Hernien) eine Not-OP auf mich nehmen würde. Dann lieber geplant und sorgfältig überlegt.

Das zum Hintergrund. Nun möchte ich gerne Ihre Einschätzung erfragen bzw. den Erfahrungsschatz der "cantienisch lebenden" und Hernien-operierten Menschen anzapfen:
Der Nabelbruch bereitet mir kein Kopfzerbrechen, weil ich ihn mit einer einfachen Naht versorgen lassen würde. An der Stelle habe ich auch das Gefühl, genügend Überblick zu haben, wie ich das Gewebe dort unterfüttere und die Rectusdiastase bearbeite.

Die Leistenregion ist allerdings wegen jahrelanger Fehlhaltung arg mitgenommen (Psoas verkürzt, Bindegewebe offensichtlich geschwächt)... Ich schlage mich nun mit der Frage herum, welches OP-Verfahren ich bevorzugen soll, damit hinterher eine möglichst große Beweglichkeit bestehen bleibt. Vor allem, da ich weiterhin in die optimale Aufrichtung gelangen möchte und ich Sorge davor habe, dass mir dies durch ein eingelegtes Netz oder das Zusammennähen von Faszienstrukturen aus Bauch- und Leistenregion verwährt bleiben könnte. Ich stelle mir also besorgt vor, dass ich die Oberschenkelmuskeln ausdrehen möchte und das nicht mehr funktioniert, weil die Strukturen da statisch "festhalten", ich also in der derzeit gekrümmten Haltung festbetoniert bleibe...
Gibt es da Erfahrungswerte diesbezüglich, wie Menschen mit einer OP hinterher Cantienica praktizieren können? Gleichen sich die Fasziensrukturen bei einem reinen Nahtverfahren mit der Zeit an und die Beweglichkeit wird erneut vergrößert? Oder ist selbst ein eingelegtes Netz kein Hinderungsgrund, Cantienica zu praktizieren? Was, wenn es zu einem Zeitpunkt eingesetzt wird, zu dem die Strukturen in der Leiste noch nicht optimal gedehnt und unterfüttert sind?

So viele Fragen!

An dieser Stelle sei hinzugefügt, dass es in der Medizin wohl für den Durchschnittsmenschen kein Problem darstellen soll, Strukturen im Körper zu fixieren. Für (Leistungs)sportler, die darauf angewiesen sind, dass das notwendige Muskelgleitlager für eine uneingeschränkte Bewegung komplett erhalten bleibt, gibt es spezielle und nicht verbreitete Verfahren. Da fragt man sich doch, warum nicht alle Menschen ein Recht auf potenziell höchste Beweglichkeit haben...

Herzliche Grüße
Verena
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